Gründungserklärung

Unter der herrschenden Ordnung treibt die Gesellschaft von einer Krise in die nächste. Die kapitalistische Misere stellt sich in der Gegenwart als Anhäufung massiven Elends, Gewalt und humanitärer Katastrophen dar.
Wir sind ein Zusammenschluss von Personen aus Leipzig, die die radikale Kritik an diesen gesellschaftlichen Zuständen – auch praktisch – organisieren möchten.

Die Konsequenz für die Corona-, Klima- und sonstigen Krisen der vergangenen Jahre tragen immer wieder die Selben. Staat und Kapital ziehen sich aus der Affäre, indem sie die Verantwortung dem Individuum zuschieben. Der Tenor: verhielte sich dieses anders, so wäre die Krise irgendwie aufzuhalten. Doch Krisen liegen nicht im (vermeintlich) falschen Verhalten Einzelner begründet, sondern haben ihre Ursprünge in einer patriarchal-kapitalistisch organisierten Gesellschaft. Ihre Widersprüche münden in katastrophaler Weise in einer Vielfalt von Krisen, die innerhalb der Verhältnisse nicht gelöst werden können. Da die ganze Misere das Produkt gesellschaftlicher Verhältnisse und folglich menschengemacht ist, ist sie veränderbar.

Wir wollen und müssen den Kapitalismus und das Patriarchat überwinden – für eine Gesellschaft, in der niemand mit der Angst vor Armut, Hunger, Wohnungslosigkeit oder anderer Gewalt leben muss und die unsere Bedürfnisse zum Ausgangspunkt von Produktion und Reproduktion hat.

Unserer Meinung nach werden in der gesamten Gesellschaft, auch innerhalb der Linken, keine hinreichenden Antworten auf gesellschaftliche Krisen formuliert. Aus dem Gefühl von Ohnmacht und Verzweiflung wächst der Wunsch nach einfachen Lösungen. Davon profitieren rechte Strukturen, während linke Bewegungen immer weiter an gesellschaftlicher Relevanz verlieren. Emanzipatorische Gruppen zerfallen und autoritäre Gruppen finden innerhalb der radikalen Linken mit einfachen Welterklärungsmustern immer mehr Zuspruch.

Wir müssen uns das Bewusstsein über die Notwendigkeit und theoretische Möglichkeit einer rational und menschlich eingerichteten Gesellschaft bewahren, um so der falschen Wahl zwischen reformistischer Verzichtslogik und autoritärer Krisenlösung etwas entgegenzusetzen.
Dafür ist es notwendig, Möglichkeiten und Strategien des Aufbaus einer emanzipatorischen Bewegung zu entwickeln. Dafür suchen wir die Vernetzung mit anderen Gruppen. Unser Ziel ist es letztendlich, den defensiven Zustand zu überwinden und uns damit selbst überflüssig zu machen. Es geht perspektivisch um die Überwindung unserer marginalisierten Position hin zu einer “wirklichen Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt.” (Marx)

 

Kappa Leipzig, Mai 2022