Am 12.06.2022 hat Stötteritz Nazifrei eine Kundgebung gegen den neonazistischen Angriff Ende Mai in Stötteritz veranstaltet. Nachfolgend dokumentieren wir hier unseren Redebeitrag auf dieser Kundgebung.
Redebeitrag der Gruppe Kappa
Leipzig ist Nazifrei. Das ist eine Illusion, der sich viele Linke in dieser Stadt nur zu gerne hingeben. Und ein Bild, dass von Aussen häufig auf die Stadt projiziert wird. Das weltoffene Leipzig eben, die Stadt in der die antifaschistische Bewegung die Nazis erfolgreich zurückgedrängt hat. Und das auch noch mitten in Ostdeutschland.
Dass das nicht die ganze Wahrheit ist, zeigt sich schon daran, dass wir heute auf dieser Kundgebung stehen. In den Szenekiezen und studentisch geprägten Vierteln mag die rechte Szene aus der Öffentlichkeit verdrängt sein, aber egal ob Innenstadt oder Randbezirke: Rechte Kneipen, Tattooläden und Übergriffe gibt es fast überall in dieser Stadt. Da wäre z.b. die Große Fleischergasse 4 direkt bei den Höfen am Brühl. Hier finden sich Geschäftsräume der Leipziger Rechten direkt neben einer von den Hells Angeles betriebenen Tabledancebar. Kein Zufall, die sogenannte Leipziger Mischszene ist schon lange keine Neuheit mehr. Es gibt sie auch hier in Stötteritz, wo sich Rocker, organisierte Kriminalität und Faschos im Gym zum Kampfsport und in der Kneipe zum Trinken treffen. Vor ein paar Tagen wurde dazu auch ein Outing bei Inventati veröffentlicht.
Neben rechts dominierten Kampfsportgyms gibt es die neonazistischen Burschenschaften im Leipziger Norden, rassistische Kneipen wie die Südstaatenkneipe Old Rebel im Leipziger Weste oder das wichtige Verschwörungsideologische Medienportal NuoViso in der Leipziger Südvorstadt. Um nur einige wenige Beispiele zu nennen.
Ihr seht: Leipzig ist nicht die nazifreie Hochburg für die sie viele halten. Dass die Kräfteverhältnis hier besser sind als in Zwönitz, Bautzen oder Zwickau haben wir aber keinem Zufall zu verdanken. Es ist das Produkt jahrzehntelanger antifaschistischer Kämpfe in dieser Stadt. Darauf dürfen wir uns nicht ausruhen. Wir müssen uns rechter Raumnahme wieder entschlossen entgegenstellen, ob in Stötteritz oder Zschocher, genau so wie in Zwickau, Borna oder einer anderen beliebigen sächsischen Kleinstadt.
Beschäftigt euch mit den rechten Orten in eurer Umgebung. Lasst Nazis nicht in Ruhe ihr Ding machen, sondern zerrt sie an die Öffentlichkeit, wie heute durch diese Kundgebung. Organisiert euch in Gruppen und vernetzt euch mit anderen, ob in Connewitz, Stötteritz oder Grimma. Und vor allem, schauen wir wieder über Leipzigs Stadtgrenzen hinaus und lasst uns wieder eine Unterstützung sein für die Genoss*innen im sächsischen Wasteland.
Antifa auch außerhalb der Wohlfühlkieze. Gegen Deutschland und seine Nazis. Keine Ruhe der schweigenden Mehrheit.
Zum Abschluss möchten wir den Betroffenen des Naziangriffs gute Genesung und ein stärkendes Umfeld wünschen.