Redebeitrag zum „Antifaschistischen Frühjahrsputz“ in Stötteritz – 22.04.2023

Mythos „Leipzig Nazifrei“. Das ist eine Illusion, der sich viele Linke in dieser Stadt nur zu gerne hingeben. Und ein Bild, dass von Aussen häufig auf die Stadt projiziert wird. Das weltoffene Leipzig eben, die Stadt in der die antifaschistische Bewegung die Nazis erfolgreich zurückgedrängt hat. Und das auch noch mitten in Ostdeutschland.
Dass das nicht die ganze Wahrheit ist zeigt sich schon daran, dass wir heute diese Demo abhalten müssen. In den Szenekiezen und studentisch geprägten Vierteln mag die rechte Szene aus der Öffentlichkeit verdrängt sein, aber egal ob Innenstadt oder Randbezirke: Rechte Kneipen, Tattooläden und Übergriffe gibt es fast überall in dieser Stadt. Da wäre z.b. die Fleischergasse 4 direkt bei den Höfen am Brühl. Hier finden sich Geschäftsräume der Leipziger Rechten direkt neben einer von den Hells Angeles betriebenen Tabledancebar. Kein Zufall, die sogenannte Leipziger Mischszene ist schon lange keine Neuheit mehr. Es gibt sie auch hier in Stötteritz, wo sich Rocker, organisierte Kriminalität und Faschos im Gym zum Kampfsport und in der Kneipe zum Trinken treffen.
Neben rechts dominierten Kampfsportgyms gibt es die neonazistischen Burschenschaften im Leipziger Norden, rassistische Kneipen wie die Südstaatenkneipe Old Rebel im Leipziger Westen oder das wichtige Verschwörungsideologische Medienportal NuoViso in der Leipziger Südvorstadt, das viele nicht mal kennen werden.
Darüberhinaus lässt sich seit einem halben Jahr beobachten, dass die rassistischen Proteste in Sachsen erneut zunehmen. Um mit Dresden-Sporbiz, Zittau oder Eckersbach in Zwickau nur einige zu nennen.
Die Liste der Orte rechter Mobilmachung ist quasi wöchentlich zu erweitern.
Auch Leipzig ist davon nicht ausgenommen, wie beispielsweise die rechten sogenannten Mahnwachen vor einer Geflüchtetenunterkunft hier in Stötteritz gezeigt haben. Zum Teil veranstaltet von den gleichen Nazischweinen, die zur Zeit jeden Montag für einen angeblichen “Frieden” um den Leipziger Ring laufen.
Was eigentlich klar sein sollte, wollen wir hier nochmal stark machen: Mit Rechten gilt es nicht zu diskutieren und ihre Sorgen und Ängste anzuerkennen, wir müssen sie bekämpfen.
Leipzig ist nicht die nazifreie Hochburg für die sie viele halten. Dass die Kräfteverhältnis hier besser sind als in Zwönitz, Bautzen oder Zwickau haben wir keinem Zufall zu verdanken. Es ist das Produkt jahrzehntelanger antifaschistischer Kämpfe in dieser Stadt. Darauf dürfen wir uns nicht ausruhen. Denn wie wir seit vielen Monaten leider sehen, ist es auch in Leipzig möglich, jeden Montag mindestens eine rechte Demonstration abzuhalten.
Wir müssen uns rechter Raumnahme wieder entschlossen entgegenstellen, ob in Stötteritz und Zschocher, oder Montags in der Innenstadt. Genauso wie in Zwickau, Borna oder einer anderen beliebigen sächsischen Kleinstadt.
Beschäftigt euch mit den rechten Orten in eurer Umgebung. Lasst Nazis nicht in Ruhe ihr Ding machen, sondern zerrt sie an die Öffentlichkeit, wie heute durch diese Demo. Organisiert euch in Gruppen und vernetzt euch mit anderen, ob in Connewitz, Stötteritz oder Grimma. Und vor allem, schauen wir wieder über Leipzigs Stadtgrenzen hinaus und lasst uns wieder eine Unterstützung sein für die Genoss*innen im sächsischen Wasteland.
Antifa auch außerhalb der Wohlfühlkieze.
Wider den sächsischen Verhältnissen. Gegen Deutschland und seine Nazis. Keine Ruhe der schweigenden Mehrheit.